Archiv für den Monat: Juni 2015

Der Weg als ›Figur‹ – ein gestaltpsychologischer Denkansatz

Eine Phänomenologie des Wanderns hätte eine ganze Reihe von Kapiteln. Das erste würde vielleicht vom Gehen als leiblich-motorischer Aktivität handeln, das zweite davon, dass wir beim Gehen einem Raum ›einwohnen‹ (wie es bei Merleau-Ponty heißt), das dritte vielleicht von der ›Landschaft‹ als dem konkreten Raum, in dem gewandert wird.

Und irgendein weiteres Kapitel müsste vom Weg handeln, weil wir meistens auf Wegen wandern und weil wir typischerweise den Weg als ein signifikantes Phänomen aufnehmen: Er ist nicht einfach nur eine geometrische Struktur in dem Landschaftsbild, das wir vor uns sehen, sondern er erscheint von vornherein als etwas, das einen möglichen Bezug zu unserer Bewegung hat. Unsere Route setzt sich aus Wegstücken zusammen, aber diese sind für uns offenbar nicht alle gleich und jedenfalls auch nicht nur durch die messbare Länge unterschieden. Das Wegstück hat vielmehr jeweils einen Charakter, der sich beschreiben lässt, wenn man eine Sprache dafür findet.

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Würden Sie eine Emotion kaufen, wenn Sie einen Rucksack brauchen?

Das bereits erwähnte Interview mit dem früheren Deuter-Geschäftsführer Bernd Kullmann im FAZ-Magazin von Juni 2015 endet so:

»Also ich bin jetzt Markenbotschafter. Es geht ja nicht nur um die Vermittlung von Fakten, es geht immer auch um Emotionen. Als ich bei meinem ersten Führungsseminar die Marke präsentierte, hab’ ich gefragt: Was verkauft Deuter? Da haben mich alle komisch angeschaut und gesagt: Rucksäcke. Und ich hab’ gesagt: Falsch! Emotionen. Wir verkaufen Emotionen.«

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Bergsteigen als Lebensschule

Das FAZ-Magazin von Juni 2015 hat den Schwerpunkt ›Outdoor‹. Über das Heft als ganzes ist kein Wort zu verlieren, aber das lange Interview mit dem »Everest-Bergsteiger und ehemaligen Deuter-Geschäftsführer« Bernd Kullmann ist lesenswert, nämlich in einigen Zügen amüsant und in vieler Hinsicht ambivalent, was hier jetzt mal als eine positive Charakterisierung gelten darf. Es gibt aber Stellen in diesem Interview, die zu spitzen Bemerkungen reizen. Ich greife nur eine heraus.

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Was ist Wanderforschung und wie geht es ihr?

Philosophie von Leib und Raum

Für eine phänomenologisch orientierte Philosophie (also eine solche, die sich mit ›Sachen‹ in der Bewusstseinswelt des Menschen beschäftigt) könnte das Wandern ein dankbares Thema sein. Das Gehen als eine sehr elementare Tätigkeit des Menschen wird beim Wandern zur Hauptsache, und indem sich dieses Gehen in einer sogenannten Landschaft vollzieht, setzt sich das leiblich verfasste Menschenwesen beim Wandern in eine Beziehung zum Raum. Es ›erlebt‹ die Landschaft in ihrer tatsächlichen Ausdehnung, indem es sie auf einem Weg oder einer Route durchquert, ihre Materialität an den Füßen spürt und sie aus stets wechselnder Perspektive anschaut. Was ist Wanderforschung und wie geht es ihr? weiterlesen

Merino kratzt nicht und mein Arbeitsplatz ist mein Kampfplatz für den Frieden

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Ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Merino kratzt nicht. Wanderschuhe mit Membranfutter sind wasserdicht und atmungsaktiv. Bundeswehr-Moleskinhosen sind unverwüstlich.

Das ist Allgemeinwissen, das durch Sprechen und Nachsprechen entsteht. Alle oben zitierten Sätze haben einen unwahren Kern: Sie erweisen sich nämlich in der Praxis als irreführend, wenn sie wörtlich genommen werden.

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