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Klima-Shortcut #6: Wandern und Klimaschutz

Wanderer sind besonders naturverbunden. Und weil die Wildnis, die unberührte Natur, von ihren Wohnplätzen mitunter weit entfernt ist, müssen sie öfters eine längere Anreise mit einem motorisierten Verkehrsmittel auf sich nehmen. Die psychische Umweltbilanz dieser Reiseform neutralisiert sich dadurch, dass sich in der eigenen Gefühlsökonomie beispielsweise Kerosin und Wildnissehnsucht problemlos miteinander verrechnen lassen; die bei der Anreise erzeugten Emissionen sind einfach der Preis, den ›die Natur‹ dafür zahlt, dass sie besonders geliebt wird.

Klammert man die Anreise aus, ist das Wandern allerdings eine nahezu klimaneutrale Form der Mobilität. Man geht eben zu Fuß, angetrieben von einem biologischen Verbrennungsmotor, der relativ kleine Mengen Fett und Kohlenhydrate und solche Dinge verbrennt. Das dabei entstehende Kohlendioxid wird friedvoll keuchend ausgeschieden.

Zu den unterschätzten Eigenschaften dieser Mobilitätsform gehört, dass sich der Aufwand für die Anreise beliebig abwärts skalieren lässt. Das heißt: Eine Wanderung gleich welcher Dauer könnte prinzipiell an der eigenen Haustür beginnen. Beim Wandern im touristischen Sinne geschieht das nur sehr selten; denn zumeist geht es darum, attraktive, eventuell spektakuläre Landschaften zu erkunden und in einem vorgegebenen Zeitrahmen das Naturerlebnis zu maximieren. Entsprechend lässt sich der Aufwand für die Anreise nicht nur abwärts, sondern auch aufwärts skalieren: Für das perfekte Naturerlebnis reist man eventuell schnell und weit.

Wandern ist angesichts dieser höchst unterschiedlichen Emissionswirkungen jedenfalls nicht per se ›klimaschonend‹. Das Verhältnis der Themen ›Wandern‹ und ›Klimaschutz‹ bleibt entsprechend vage, solange touristische Gewohnheiten im Zentrum der Betrachtung stehen. Aber es liegt ein Reiz darin, zu überlegen, welche Möglichkeiten sich auftun, wenn man die Perspektive etwas verändert.

Die Frage könnte nämlich lauten: Wohin gelangt man und wie weit kommt man (geografisch ebenso wie ›mental‹), wenn man anstelle der Erlebnismaximierung das Zu-Fuß-Gehen selbst in den Mittelpunkt stellt – sich also darauf kapriziert, dass diese ›Mobilität aus eigener Kraft‹, dieses ›Nicht-Angewiesensein auf eine Mobilitätsmaschine‹, das Wesentliche, nämlich ›Selbstzweckhafte‹ am Wandern sei?

Diese Frage ist glücklicherweise offen, und mit ihr auch die Frage, ob es sich um einen Verlust oder einen Gewinn handelt. Denn mit der ›Abrüstung‹ oder Herabstufung der ›Destination‹ geht auch die Abrüstung von programmierter zu bloß beiläufiger Erfahrung einher. Man erlebt also nicht mehr das, was andere an diesem oder jenem beliebten Wanderziel auch schon erlebt haben und weswegen sie vermutlich hergekommen sind, sondern man erlebt nur irgendetwas an einem Ort, den womöglich ›nie zuvor ein Wanderer gesehen hat‹. Das muss man dann zu schätzen wissen, um es genießen zu können.

Was ist Wanderforschung und wie geht es ihr?

Philosophie von Leib und Raum

Für eine phänomenologisch orientierte Philosophie (also eine solche, die sich mit ›Sachen‹ in der Bewusstseinswelt des Menschen beschäftigt) könnte das Wandern ein dankbares Thema sein. Das Gehen als eine sehr elementare Tätigkeit des Menschen wird beim Wandern zur Hauptsache, und indem sich dieses Gehen in einer sogenannten Landschaft vollzieht, setzt sich das leiblich verfasste Menschenwesen beim Wandern in eine Beziehung zum Raum. Es ›erlebt‹ die Landschaft in ihrer tatsächlichen Ausdehnung, indem es sie auf einem Weg oder einer Route durchquert, ihre Materialität an den Füßen spürt und sie aus stets wechselnder Perspektive anschaut. Was ist Wanderforschung und wie geht es ihr? weiterlesen

Premiumwandern (I)

Wandern bedeutet, sich auf einen Dialog mit einer Landschaft einzulassen. Das Gehen ist ein behutsames Fragen, und die Landschaft ›antwortet‹ im Zeitmaß dieses Gehens.

Man wählt dabei einen Weg, eine Route. Zumindest mache ich das so. Der Weg wählt nicht mich, sondern ich wähle ihn, und oft gibt es unterwegs Gründe, von der bloß ungefähr geplanten Route abzuweichen. Ich verschaffe mir vorher einen Überblick über die Gegend, in der ich unterwegs bin. Wandern heißt, sich in einer Landschaft orientieren.

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Über das Wandern

I

Alles beginnt damit, dass man die Schuhe wechselt und einen Kick bekommt. So wie man früher, als alles Geistige noch spannend war, beim Aufschlagen eines neu gekauften Buches ein viszerales Spannungsgefühl hatte, so spürt man bei den ersten Schritten mit den Wanderschuhen ein Belebungsgefühl in den Beinen. Vielleicht – das gebe ich zu – muss man dafür Stiefelträger sein: Dann sind die Wanderstiefel nicht schwerer als die Alltagsstiefel, und das verbesserte Abrollen genügt, um einem das Gefühl zu geben, die Beine setzten sich von selbst und ohne Anstrengung in Bewegung. ›Es geht los.‹

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