Schlagwort-Archive: Deutsches Wanderinstitut

Wo laufen sie denn? Kein Wanderboom und andere Trends

Wenn man im Internet den Begriff ›Wanderboom‹ in eine Suchmaschine eingibt, bekommt man meistenteils ein und dieselbe Story aufgetischt: Früher hatte das Wandern ein verstaubtes Image, Wanderer trugen Kniebundhosen und rote Kniestrümpfe, heute aber ist das Wandern wieder modern und liegt gerade beim jüngeren Publikum im Trend. Diese Story, an der nicht einmal die Rekonstruktion der Klischees stimmt, ist irgendwann zu Beginn des Jahrtausends von den Protagonisten des ›Neuen Wanderns‹ erzählt und dann einige Jahre lang von Lobbyisten, Werbetextern und Journalisten (also von Leuten, die sogenannte Kreativberufe ausüben) mechanisch nachgeplappert worden. Jüngstes Beispiel ist ein – im Übrigen nicht ganz uninteressanter – Artikel von Dirk Schümer in der Welt.

Dem sonst von mir gern kritisierten Deutschen Wanderinstitut und seinem Autor Rainer Brämer (die an der Verbreitung der ›Story‹ nicht ganz unbeteiligt waren) kommt das Verdienst zu, noch einmal nachgezählt zu haben, und zwar durch den Vergleich verschiedener quantitativer Erhebungen zum Wanderverhalten der Bevölkerung. Das Fazit dieses Nachzählens lautet: »Es gibt keinen neuen Wanderboom. Erst recht nicht unter jungen Zeitgenossen«.

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»Muss es immer Premium sein?« – Kratzspuren einer Debatte

Systematische Kritik an der Idee des Premiumwanderns gibt es in Deutschland so gut wie gar nicht. Regional wird seitens der klassischen Wandervereine gelegentlich die Frage aufgeworfen, inwiefern die Entstehung von zertifizierten Prädikatswegen zu einer Überforderung der ehrenamtlichen Wegearbeit führt oder sogar die bisherige, gleichsam flächendeckende Pflege des Wanderwegenetzes gleichsam entwertet. Beiträge zu dieser Debatte findet man zum Beispiel in Heft 3/2015 der Zeitschrift des Schwarzwaldvereins.

Der Pressesprecher des Schwarzwaldvereins Stephan Seyl stützt in diesem Heft seine persönliche Kritik des ›Zertifizierungswahns‹ zwar auf Grundsatzüberlegungen zur Landschaftsästhetik, zur Erlebnisinszenierung und zum Konsumverhalten, aber diese Stellungnahme (mit der ich sympathisiere) bleibt gewissermaßen singulär:

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Was ist Wanderforschung und wie geht es ihr?

Philosophie von Leib und Raum

Für eine phänomenologisch orientierte Philosophie (also eine solche, die sich mit ›Sachen‹ in der Bewusstseinswelt des Menschen beschäftigt) könnte das Wandern ein dankbares Thema sein. Das Gehen als eine sehr elementare Tätigkeit des Menschen wird beim Wandern zur Hauptsache, und indem sich dieses Gehen in einer sogenannten Landschaft vollzieht, setzt sich das leiblich verfasste Menschenwesen beim Wandern in eine Beziehung zum Raum. Es ›erlebt‹ die Landschaft in ihrer tatsächlichen Ausdehnung, indem es sie auf einem Weg oder einer Route durchquert, ihre Materialität an den Füßen spürt und sie aus stets wechselnder Perspektive anschaut. Was ist Wanderforschung und wie geht es ihr? weiterlesen