Schlagwort-Archive: Spessart

Deutschland diagonal: Spessart und Rhön (I)

»Ich hatte einen Theil des Waldes, den man Spessart nennt, zu durchwandern. Dieser Wald war eine nicht blos durch Räuberbanden, sondern auch durch eine Menge reißender wilder Thiere berüchtigte Wildniß. Gleich nachdem ich diesen Wald betreten, gerieth ich in Verwirrung über die Menge der sich verzweigenden Wege und gewahrte bald, daß ich, je weiter ich voranschritt, desto mehr vom rechten Wege abirrte.«

So schreibt der Mathematiker und Universalgelehrte Anastasius Kircher in seinen Lebenserinnerungen aus dem 17. Jahrhundert. Kircher rettet sich dann für die Nacht auf einen Baum, und am nächsten Tag irrt er noch einmal neun Stunden umher, bevor ihm die Bauern, die er auf einer Waldwiese beim Mähen trifft, den rechten Weg weisen.

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Wo laufen sie denn? Kein Wanderboom und andere Trends

Wenn man im Internet den Begriff ›Wanderboom‹ in eine Suchmaschine eingibt, bekommt man meistenteils ein und dieselbe Story aufgetischt: Früher hatte das Wandern ein verstaubtes Image, Wanderer trugen Kniebundhosen und rote Kniestrümpfe, heute aber ist das Wandern wieder modern und liegt gerade beim jüngeren Publikum im Trend. Diese Story, an der nicht einmal die Rekonstruktion der Klischees stimmt, ist irgendwann zu Beginn des Jahrtausends von den Protagonisten des ›Neuen Wanderns‹ erzählt und dann einige Jahre lang von Lobbyisten, Werbetextern und Journalisten (also von Leuten, die sogenannte Kreativberufe ausüben) mechanisch nachgeplappert worden. Jüngstes Beispiel ist ein – im Übrigen nicht ganz uninteressanter – Artikel von Dirk Schümer in der Welt.

Dem sonst von mir gern kritisierten Deutschen Wanderinstitut und seinem Autor Rainer Brämer (die an der Verbreitung der ›Story‹ nicht ganz unbeteiligt waren) kommt das Verdienst zu, noch einmal nachgezählt zu haben, und zwar durch den Vergleich verschiedener quantitativer Erhebungen zum Wanderverhalten der Bevölkerung. Das Fazit dieses Nachzählens lautet: »Es gibt keinen neuen Wanderboom. Erst recht nicht unter jungen Zeitgenossen«.

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