Was am Konzept des Premiumwanderns Widerspruch herausfordert, ist nicht der Umstand, dass überhaupt Wege ausgesucht, markiert und gepflegt werden, sondern dass eine inszenierte Erlebnisverkettung die explorative Erfahrung der Landschaft ersetzen soll. Das Wandern wird dadurch zu einem heteronom organisierten Erlebniskonsum.
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Premiumwandern (II)
Wie war das eigentlich ›früher‹? Wenn man als Jugendlicher mit seinen Eltern wandern gegangen ist, fuhr man vielleicht mit dem Auto zu einem Wanderparkplatz und ging einen Rundweg, der nach Maßgabe des Zeitbudgets auf der Wanderkarte grob geplant und dann eventuell abgekürzt oder verlängert wurde.
Das konkrete ›Medium‹, in dem sich bei dieser Art des Wanderns so etwas wie ein Handlungsplan konstituieren kann, ist typischerweise eine topografische Karte mit Wanderwegen, und die Realitätsebene, in der sich der Handlungsplan realisiert, ist eine Landschaft, die von einem Wegenetz überzogen ist – oder vielmehr ein Wegenetz, das gleichsam über die Landschaft geworfen worden ist. Ein ›Weg‹ ist in diesem Zusammenhang jede für den Fußgängerverkehr geeignete ›Bahn‹ – trassiert oder bloß ausgetreten, Pfad oder Forststraße.
Premiumwandern (I)
Wandern bedeutet, sich auf einen Dialog mit einer Landschaft einzulassen. Das Gehen ist ein behutsames Fragen, und die Landschaft ›antwortet‹ im Zeitmaß dieses Gehens.
Man wählt dabei einen Weg, eine Route. Zumindest mache ich das so. Der Weg wählt nicht mich, sondern ich wähle ihn, und oft gibt es unterwegs Gründe, von der bloß ungefähr geplanten Route abzuweichen. Ich verschaffe mir vorher einen Überblick über die Gegend, in der ich unterwegs bin. Wandern heißt, sich in einer Landschaft orientieren.