Naturerfahrung und Selbsttranszendenz – Variationen über das Glück in der Natur

(Vortrag auf dem Naturschutztag des Landes Mecklenburg-Vorpommern am 11. April 2015)

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Meine sehr geehrten Damen und Herren, lieber Herr Dr. Stegemann, lieber Herr Dr. Sanftleben, liebe Naturfreundinnen und Naturfreunde!

Ganz zu Anfang möchte ich den Veranstalterinnen und Veranstaltern für die Einladung danken und für die etwas unverhoffte Gelegenheit, zu Ihnen und vielleicht mit Ihnen über das Glück in der Natur zu sprechen.

Eigentlich bin ich als Theoretiker angekündigt, nämlich als Vertreter des vom Bundesamt für Naturschutz initiierten Forschungsprojekts »Glücksargumente in der Naturschutzkommunikation«. Dieses Projekt ist institutionell in Potsdam am Institut für Philosophie angebunden. Der Projektleiter, Herr Dr. Matthias Schloßberger, kann heute leider nicht hier sein, weil er zum Schafehüten in die Toskana gefahren ist.

Das ist aber natürlich nicht der einzige Grund, weswegen ich jetzt hier stehe. Der ernsthafte Grund ist vielmehr der, dass es uns um eine Verbindung zwischen dem philosophischen Thema der Glücksargumente und dem praktischen Thema des Naturerlebnisses ging, und dabei traf es sich ganz gut, dass ich eben nicht nur Philosoph bin, sondern in Mecklenburg-Vorpommern auch als nichtmotorisierter Wanderer im Sinne des § 28 Abs. 2 des Landesnaturschutzgesetzes in Erscheinung getreten bin. Das heißt, ich bewege mich mitunter im mecklenburgischen Binnenland für mehrere Tage zu Fuß auf frei geplanten Routen und schaue dann mal, wo man sich abends zum Schlafen niederlegen kann. So eine Streckenwanderung ist als Abenteuer sicher nicht ganz so anspruchsvoll wie die erste Durchquerung des grönländischen Inlandeises mit einem Skateboard (oder was immer dieses Jahr angesagt ist), aber sie begründet immerhin eine bestimmte Naturerfahrung, die sich von derjenigen des Spaziergängers zum Beispiel unterscheidet. Und jedenfalls macht man so etwas ja deshalb, weil man sich irgendeine Art von Glückserlebnis davon erhofft.

Das Glückserlebnis dessen, der zum Beispiel in Grönland an den Grenzen seiner selbst unterwegs ist, unterscheidet sich vom Glückserlebnis des Wanderers, und das Glückserlebnis des Wanderers unterscheidet sich auch vom Glückserlebnis des Wildbiologen, der endlich den lange gesuchten und herbeigesehnten Wolfskot in Händen hält. Vielleicht ist der Wanderer sogar eher unglücklich über den Wolf, der in seinen Angstträumen um das Zelt schleicht, und der Wildbiologe ist womöglich im Gegenzug unglücklich über den Wanderer und sein Zelt.

Das Glück in der Natur ist also etwas Verschiedenes. Der Begriff Glück ist sozusagen unscharf, auch wenn wahrscheinlich Sie alle eine konkrete Vorstellung davon haben, was das Glück in der Natur für Sie persönlich bedeutet. Über diese Unschärfe und über dieses Spektrum von verschiedenen Bedeutungen möchte ich im weiteren Verlauf noch ein bisschen nachdenken, und auch darüber, ob es trotzdem irgendetwas Gemeinsames in diesen verschiedenen Glückserfahrungen gibt.

Vorher werde ich Sie mit ein ganz bisschen Philosophie quälen, aber wirklich nicht sehr lange. Ich möchte Ihnen nur kurz erklären, wie es zu diesem Projekttitel »Glücksargumente in der Naturschutzkommunikation« überhaupt kommen kann.

 

I

Der Begriff ›Glücksargumente‹ deutet ja bereits an, dass es verschiedene Arten von Argumenten gibt, mit denen man so etwas wie Naturschutz im Konflikt mit anderen Interessen begründen kann. Die anderen beiden Arten von Argumenten sind Klugheits- und Gerechtigkeitsargumente. Das ist eine sehr alte Unterscheidung, die schon auf Aristoteles zurückgeht. Von Klugheit sprechen wir dann, wenn wir bei unserem Handeln unser wohlverstandenes Eigeninteresse im Blick haben, also zum Beispiel unser zukünftiges Wohlergehen als Einzelne oder als Gemeinschaft, vielleicht sogar unser zukünftiges Überleben. Es gilt also zum Beispiel als eine kluge Entscheidung, mit dem Rauchen aufzuhören, weil das Rauchen langfristig unserer Gesundheit schadet. Dieses Klugheitsargument müsste sich dann aber zunächst durchsetzen gegenüber dem Lustargument, das zumindest beim Raucher eher dafür spricht, die nächste Zigarette zu genießen. Klugheit ist also eine Art von umfassender, alle Situationsumstände und auch die Zukunft einbeziehende Rationalität, die aber trotzdem zunächst nur uns selbst betrifft.

In der Naturschutzkommunikation und in der Naturschutzpolitik wird ein solches Klugheitsargument immer dann formuliert, wenn wir von der Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und heute von dem Prinzip der Nachhaltigkeit sprechen. Die Idee der Nachhaltigkeit ist ja in Deutschland ursprünglich mit der Forstwirtschaft verknüpft und entstammt sozusagen einer ökonomischen Rationalität. Der Umgang mit natürlichen Ressourcen soll so gestaltet sein, dass diese Ressourcen auch zukünftig uns und den nach uns Kommenden in gleichem Umfang zur Verfügung stehen. Das ist ganz offensichtlich ein Klugheitsargument; jedenfalls hat es mit dem Glück in der Natur erst einmal nichts zu tun. Das Argument gilt auch für jemanden, der es ganz schrecklich findet, draußen in der Natur zu sein. Das ist vielleicht einer der Gründe, wieso Argumente dieser Art zu Beginn der Naturschutzbewegung immer im Vordergrund gestanden haben. Bei all denjenigen, die sich für den Naturschutz praktisch und politisch engagiert haben, wird zwar die unmittelbare Liebe zur Natur das entscheidende Handlungsmotiv gewesen sein. Aber derjenige, der sich aus Natur nichts macht, kann eben am ehesten überzeugt werden, wenn man ihm sagt: ›Kann sein, dass Du das da draußen blöd findest, aber schützen musst Du es doch, sonst werden irgendwann die und die Katastrophen eintreten, die auch Dich betreffen.‹

Diese Rationalität und dieser Zukunftsbezug des Nachhaltigkeitsarguments macht aber zugleich seine Schwäche aus. Denn genauso wie der Raucher das Mit-dem-Rauchen-Aufhören trotz vollständiger Einsicht auf morgen, demnächst und das neue Jahr verschieben kann, bleibt auch für den durchschnittlichen Konsumenten, Fleischesser und Verkehrsmittelbenutzer das Nachhaltigkeitsargument abstrakt. Er kann also zum Beispiel aus Liebe zur Natur und aus Wildnissehnsucht ins Flugzeug steigen und nach Lappland, Kanada oder Patagonien fliegen. Dort wird er, weil er die Regeln kennt, am Lagerplatz keine Spuren hinterlassen und das Glück in der Natur genießen. Dass er unterwegs einen Eimer Kerosin verbrannt hat, weiß er zwar, aber das führt eben nicht unmittelbar zu einer Klimakatastrophe, die den fotografierten Himmel über ihm einstürzen lassen würde. Insofern ficht ihn das bei der Buchung seines Fluges überhaupt nicht an. Das Klugheitsargument ist an dieser Stelle zu abstrakt, um unmittelbar Einfluss auf seine Handlungsentscheidung zu nehmen.

 

II

Etwas ganz Ähnliches gilt für Gerechtigkeitsargumente, die seit den neunziger Jahren in der Diskussion an Gewicht gewonnen haben. Gerechtigkeitsargumente sind nach der philosophischen Systematik solche, die sich nicht nur auf die Folgen unseres Handelns für uns selbst, sondern auf die gleichen Rechte aller anderen Menschen beziehen. Diese Argumentationsweise lässt sich sehr oft mit Nachhaltigkeitsüberlegungen verbinden, geht aber dabei eben nicht von unserem Eigeninteresse, sondern von den gleichberechtigten Interessen des Anderen aus. Man kann also unter diesem Gerechtigkeitsgesichtspunkt zum Beispiel sagen: Wir müssen unseren Lebensstil so gestalten, dass wir nur so viele Ressourcen in Anspruch nehmen, wie wir jedem anderen Menschen auf der Erde ebenfalls zugestehen können. Unser ökologischer Fußabdruck darf nur so groß sein, dass für alle anderen Menschen ein ebenso großer Fußabdruck möglich bleibt, und zwar nicht nur für die jetzt Lebenden, sondern auch für die zukünftigen Menschen. Man sieht sofort, wo hier die Verbindung zwischen Gerechtigkeits- und Klugheitsargument liegt: Um die Gerechtigkeitsforderung auch gegenüber späteren Generationen zu wahren, muss unsere Lebensweise schon heute bestimmten Nachhaltigkeitskriterien genügen. Das ist ein Gebot der Gerechtigkeit, es ist aber auch ein Gebot der Klugheit.

Welche Lebensweise uns die Gerechtigkeitsforderung nahelegt und welche Lebensweise wirklich nachhaltig ist, ist zwar im Einzelnen umstritten. Teilweise liegt das an unseren Schwierigkeiten, den zukünftigen Impact unseres Handelns exakt zu bestimmen, teilweise liegt es aber auch daran, dass die genaue Formulierung der Gerechtigkeitsnorm philosophisch umstritten ist. Zum Beispiel ist nicht ganz klar, ob es bei dieser Gerechtigkeitsforderung wirklich um gleiche Bedingungen für alle oder nur um die Erfüllung eines bestimmten Mindeststandards für alle geht.

Sicher ist aber jedenfalls, dass die konsumfreudigen Bevölkerungen der Industriestaaten (also wir selbst) diese Gerechtigkeitsnorm heute in jeder ihrer möglichen Formulierungen verletzen. Daraus ergibt sich eine sozusagen nachhaltige Aktualität dieses Argumentationstypus. Sicher ist aber auch, dass diese Überlegung für viele von uns zu abstrakt und gewissermaßen zu protestantisch, zu moralisierend ist, als dass sie unmittelbaren Einfluss auf unsere Handlungsentscheidungen, also auf unsere Ernährung, unser Reiseverhalten, unseren Kleidungskonsum nehmen würde.

 

III

Wenn man sich dann dem Bereich der Glücksargumente zuwendet, dann geschieht das also aus zwei Gründen. Erstens deshalb, weil man von solchen Argumenten eine höhere Motivationswirkung erwartet. Und zweitens deshalb, weil man sich Gedanken über die eigenen Motive gemacht hat. Und dabei hat man vielleicht festgestellt, dass der emotionale und biografische Einsatzpunkt für das Naturschutzengagement natürlich nicht in irgendeiner Vernunftüberlegung liegt, in irgendeinem Nachdenken über Nachhaltigkeit und globale Gerechtigkeit, sondern in der Glückserfahrung, die man selbst in der Natur gemacht hat. Man schützt also das, was man zu irgendeinem Zeitpunkt liebgewonnen hat. Diese Motivationslage ist häufig mit dem Schleier eines biografischen Geheimnisses umgeben; das heißt es gibt eine ganze Reihe von emotional getönten frühen Naturerfahrungen, die man als Kind oder Jugendlicher gemacht hat, von denen man weiß, dass sie nicht ohne weiteres erklärt und auf jemand anderen übertragen werden können, die aber jedenfalls das eigene Gefühl für die Natur und für ihre Schutzbedürftigkeit prägen.

Wenn daraus nun ein Argument werden soll, muss man eine zugegebenermaßen nicht ganz selbstverständliche Verallgemeinerung vornehmen, indem man sagt: Diese Glückserfahrung in der Natur ist nicht nur etwas Persönliches, sondern die Einbettung in eine intakte Natur ist überhaupt für den Menschen eine unverzichtbare Dimension des guten Lebens. Diese Rede vom guten Leben ist übrigens ein philosophischer Topos, also eine sozusagen standardisierte Redeweise, die immer mit dem Begriff des Glücks verbunden ist. Wenn man philosophisch vom Glück redet, redet man vom guten Leben. Das ist vor allem deshalb so, weil ja das Wort Glück, so wie es in der Alltagssprache verwendet wird, auch den glücklichen Zufall meinen könnte oder das unmittelbar auftretende Lustempfinden. Und weil man in der Philosophie ja genauer mit den Worten umzugehen versucht als in der Alltagssprache, spezifiziert man also diesen Begriff Glück und sagt: Glück ist für den Menschen das, was er erlebt, wenn sein Leben gelingt; vielleicht nicht in allen Details gelingt, aber doch im Großen und Ganzen. Die philosophische Frage nach dem Glück ist also die Frage nach dem guten, gelingenden, erfüllten Leben – im Unterschied zu der Frage nach dem klugen oder dem moralisch gerechten Verhalten. Die antiken griechischen Philosophen, Aristoteles vor allem, haben übrigens zu zeigen versucht, dass ein gutes Leben nur möglich ist, wenn man zugleich auch klug und gerecht handelt, aber auch sie haben jedenfalls diese verschiedenen Dimensionen, die unser Handeln bestimmen können, zunächst einmal voneinander unterschieden.

 

IV

Man könnte nun im nächsten Schritt einfach der Versuchung nachgeben, zu sagen: Die Erfahrung einer intakten natürlichen Umgebung ist für den Menschen deshalb ein unverzichtbarer Bestandteil des guten Lebens, weil er eben selbst aus dieser Natur stammt. Das ist sozusagen das Habitat, in dem er fast eine Million Jahre lang gelebt hat, also findet er das schön und fühlt sich darin wohl. Wenn er nach draußen geht, erinnert er sich sozusagen plötzlich an seine Stammesgeschichte und spürt plötzlich: ›Hey, das ist ja cool, hier so durch den Wald zu laufen, das haben ja meine Vorfahren als Jäger und Sammler auch gemacht.‹ Ungefähr so scheinen sich die Soziobiologen das manchmal vorzustellen. Aber diese Erklärung hat den einen oder anderen Haken. Zum Beispiel den, dass natürlich auch schon die Jäger und Sammler nicht nur glücklich in der Natur waren, sondern auch Anlass hatten, sich genauso instinktiv zum Beispiel vor der Dunkelheit zu fürchten und lieber nicht allein im Wald zu schlafen. Schon gar nicht im Winter. Als ich also neulich in Torgelow am See in diesem kleinen Dorfladen stand und den Leuten erzählte, dass ich mir wohl irgendwo draußen einen Platz für mein Zelt suchen werde, war die natürliche Reaktion die: »Mich schuddert’s schon bei dem Gedanken.« Natürlich ist diese Reaktion deshalb, weil ja für den mecklenburgischen Menschen nicht nur die mecklenburgische Landschaft das angestammte Habitat ist, sondern der Mensch eben auch ein Lebewesen ist, das normalerweise Gemeinschaften bildet und sich mit den Erfindungen seiner Großhirnrinde gegen die bedrohlichen Seiten der Natur zu schützen versucht. Das heißt, er baut zum Beispiel Häuser mit Feuerstellen und fühlt sich darin wohl. Und wenn man ihn fragt, ob er lieber die meiste Zeit des Jahres in so einem Haus oder die meiste Zeit des Jahres draußen im Wald schlafen möchte, entscheidet er sich fast immer für das Haus. Die Idee, dass es da eine Natur des Menschen gibt, die ihn zu bestimmten Verhaltensweisen disponiert und ihn zum Beispiel veranlasst, beim Aufenthalt in der Natur Glücksgefühle zu erleben, hat also jedenfalls ihre Tücken. Eine Natur des Menschen mag es zwar geben, sie hat auch ganz sicher irgendetwas mit seiner Abstammungsgeschichte zu tun, aber sie übt letztlich nur relativ wenig Zwang auf sein Verhalten aus. Eher gibt sie ihm eine Reihe von Möglichkeiten, zwischen denen er wählen kann, zwischen denen er sich aber auch hin- und hergerissen fühlen kann. Er kann zum Beispiel das Leben in der Gesellschaft und in der technischen Zivilisation gewählt haben und dann zugleich eine unbestimmte Sehnsucht nach der Wildnis entwickeln, die ihn nach draußen und in die Natur treibt. Dann ist er in der Natur glücklich, aber dieses Glück ist nicht einfach eine Abbildung seiner Jäger-und-Sammler-Natur, sondern es ist jetzt ein Gegengewicht zu seiner Sozialnatur, eine Vervollständigung des guten Lebens unter dem Titel des Urlaubs. Und wenn es umgekehrt wäre, wenn die technische Zivilisation untergegangen wäre und der Mensch wieder in der mecklenburgisch-vorpommerschen Natur um sein nacktes Überleben kämpfen müsste, dann würde er sich vielleicht haltlos nach zivilisatorischer Geborgenheit sehnen, so wie er sich heute manchmal haltlos nach der unberührten Wildnis sehnt.

Die Zielrichtung oder die Pointe dieser Überlegung ist eigentlich nur die, dass es leider nicht viel Sinn macht, das Glückserleben in der Natur ganz unmittelbar auf die eigene Natur des Menschen zurückzuführen. Das wäre zwar ein schönes Argument für den Naturschutz, aber es wird so nicht funktionieren, das heißt, es wird denjenigen nicht überzeugen, der ebenfalls aus einem natürlichen Impuls heraus sagt: »Mich schuddert’s schon bei dem Gedanken daran, mich jetzt da draußen in der Natur aufhalten zu müssen.«

 

V

Trotzdem gibt es aber das Glück in der Natur als Erfahrung. Und ich werde jetzt in der übrigen Zeit versuchen, diese Erfahrung gewissermaßen in ihrer Grundstruktur zu erklären, ohne dafür auf die Natur des Menschen zurückzugreifen. Die Frage, die ich beantworten will, ist also die folgende: Was ist das Gemeinsame in all jenen Erfahrungen, die man als Glückserfahrungen in der Natur beschreiben kann, egal ob ich sie als Spaziergänger, Wanderer, Bergsteiger oder Wildbiologe mache? Was ist das Gemeinsame, das alle diese Erfahrungen zu Glückserfahrungen macht, und wieso ist das etwas, das nur in der Natur, und zwar in einer möglichst intakten Natur, möglich ist? Wenn man einen solchen Punkt finden würde, wenn man also dieses Glückspotential des In-der-Natur-Seins auf den Begriff bringen könnte, dann würde sich daraus eben auch so etwas wie ein Argument ergeben. Nicht in dem Sinne, dass man jemandem sagen könnte: Deine eigene Natur drängt Dich dazu, in der Natur Glück zu empfinden; sondern in dem Sinne, dass man sagen könnte: Es gibt einen Typus von Glückserfahrung, den man nur im Kontakt mit der unbeschädigten, unmanipulierten Natur machen kann; diese Art von Glückserfahrung sollte man sich nicht entgehen lassen; und damit sie für alle Menschen möglich ist, müssen wir die Natur schützen. Sie sehen also, mit dieser Formulierung »sollte man sich nicht entgehen lassen« ist keine strenge moralische Verpflichtung mehr im Spiel, auch kein Zwang, der von der Natur des Menschen ausginge, sondern es handelt sich um ein Argument, das von der eigenen tatsächlichen Glückserfahrung ausgeht und auf die mögliche, aber nicht erzwingbare Glückserfahrung des Anderen zielt. Das macht gerade die Überzeugungskraft des Arguments aus.

Und bei dieser Frage nach der Struktur dieser Glückserfahrung oder nach dem Gemeinsamen in den verschiedenen Glückserfahrungen, die man in der Natur machen kann, kommt jetzt für mich (in meiner eigenen Antwort) der Begriff der Selbsttranszendenz ins Spiel. Sozusagen als Zauberwort.

Die Erfahrung der Selbsttranszendenz, um dieses Wortungetüm mal zu übersetzen, bedeutet, dass wir mit etwas konfrontiert werden, das uns übersteigt, das uns transzendiert, das über uns hinausgeht, uns möglicherweise aber auch mit umfasst. Da ist etwas, das größer ist als wir. Eventuell ist das etwas, das uns durch seine Erhabenheit überwältigt; so ist das manchmal, wenn wir uns in einer spektakulären Landschaft aufhalten. Es kann in manchen Fällen auch bedrohlich sein, ein Wetterumschwung beim Wandern im Hochgebirge zum Beispiel. Oder einfach ein Gewitter, dem wir ausgesetzt sind. Andererseits kann die Erfahrung der Selbsttranszendenz in vielen Fällen auch eine ästhetische Erfahrung sein: Da ist etwas schön, und zwar ohne dass es jemand gemacht hat und ohne dass wir diese Schönheit kontrollieren können. Oder es ist die Erfahrung anderer Lebewesen, die uns in ihrer natürlichen Umgebung begegnen. Das Erleben der Artenvielfalt ist sozusagen auch eine Erfahrung der Selbsttranszendenz: Da gibt es ein Ensemble von anderen Lebewesen als uns selbst, ein Ensemble, das auch ohne uns funktioniert und schon funktioniert hat, als wir noch nicht da waren.

Solche Erfahrungen sind übrigens keineswegs immer spektakulär und auch keineswegs immer im Detail angenehm. Das banalste Beispiel ist für den Wanderer das Wetter, das man eben hinnehmen muss, so wie es kommt. »Das Wetter ist keine Dienstleistung, sondern eine Tatsache.« Das ist ein Satz, der diese alltägliche Selbsttranszendenz zum Ausdruck bringt. Und dass man diesen Satz überhaupt formulieren muss, liegt ein bisschen daran, dass der Erholungssuchende, wenn er in die Natur geht, eben zunächst einmal noch Konsument ist. Er hat also das Gefühl, die Natur sei eigentlich dazu da, für seine Erholung, für die Wiederherstellung seiner Arbeitskraft zu sorgen. Die Natur soll ihm etwas bieten. Unter dieser Voraussetzung ist zum Beispiel auch der Nationalpark zunächst einmal ein Freizeitpark, und der Wanderweg sollte möglichst eine Erlebnisstrecke sein, die durch systematische Erlebnisinszenierung optimiert worden ist. Diese Begriffe gibt es tatsächlich im Zusammenhang mit der Zertifizierung von Wanderwegen: Erlebnisinszenierung oder auf Englisch experience engineering.

Aber das Wetter ist trotzdem keine Dienstleistung, sondern eine Tatsache. Das ist ein Zeichen und ein Beispiel dafür, dass eben die Erfahrung der Selbsttranszendenz in erster Linie eine Erfahrung der Unverfügbarkeit der Natur ist. Unverfügbarkeit der Natur und Erfahrung der Selbsttranszendenz gehören zusammen. Deshalb ist es auch gar nicht so einfach zu erklären, was Selbsttranszendenz mit Glück zu tun hat. Zunächst einmal können diese Erfahrungen nämlich im Einzelnen unangenehm oder sehr zwiespältig sein. Über dem Zelt wölbt sich eben nicht nur ein großartiger Sternenhimmel, wie man ihn in Berlin nie zu sehen bekommt, sondern es tropft auch das Kondenswasser auf den Schlafsack. Und rund um den Lagerplatz macht sich des Nachts auch die Artenvielfalt auf verschiedene Weise bemerkbar: Wildschweine grunzen in der Nähe, das Schrecken des Rehbocks klingt, wenn man das nicht kennt, ein bisschen wie das Bellen eines heiseren, hysterischen Hundes, und falls man nachts durch den Ranzschrei eines Fuchses aus dem Schlaf gerissen wird, liegt man unter Umständen erst mal da und verdaut einen Adrenalinschock. Dieser Schrei, der an den Entsetzensschrei eines Menschen erinnert, ist nämlich etwas Furchtbares, sozusagen eine theatralische Zumutung der Natur.

Für den bloßen Spaziergänger und denjenigen, der eine Wanderung auf einem Premiumweg (womöglich noch mit Gepäcktransport) macht, ist das natürlich alles etwas einfacher, weil er sich aus dem Spektrum der möglichen Naturerfahrungen das für ihn Angenehme und Erholsame heraussuchen kann. Das ist ganz sicher auch eine Glückserfahrung, aber es steht sozusagen noch auf der Grenze zwischen Naturkonsum und Selbsttranszendenz. Wenn man versucht, ein Tourismuskonzept für eine solche Region wie Mecklenburg-Vorpommern zu entwickeln, bewegt man sich eigentlich immer in diesem Grenzbereich zwischen Konsum und Selbsttranszendenz. Das heißt, die Erfahrung der Selbsttranszendenz kann sich dann in den geplanten Naturkonsum, in das Erholungsangebot hineinmogeln, weil eben beim Aufenthalt in der Natur häufig irgendetwas Unerwartetes geschieht; umgekehrt kann sich aber auch eine Konsumforderung in die Selbsttranszendenz hineinmogeln. Das geschieht zum Beispiel dann, wenn man sich als Konsument zwar der Natur aussetzt, dann aber verlangt, dass die Natur sozusagen im Gegenzug auch spektakuläre Erlebnisse, traumhafte Ausblicke, irgendwelche Highlights und gutes Licht zum Fotografieren liefern muss. Wenn man als Wanderer gezielt dorthin fährt, wo die Natur am spektakulärsten ist (das ist dann für die meisten Wanderer außerhalb Mecklenburg-Vorpommerns), kann man diese Illusion, dass die Natur dazu da ist, spektakuläre Erlebnisse und traumhafte Fotomotive zu liefern, im Prinzip dauerhaft aufrechterhalten.

Die Erfahrung der Selbsttranszendenz bedeutet aber, dass die Natur nicht liefert, sondern sich einfach als etwas herausstellt, das schon da ist und sich zunächst einmal selbst genügt. Und dass sie eventuell mächtiger ist als wir und wir uns mit ihr arrangieren müssen. Und dass sie mitunter sogar sehr langweilig sein kann. Das kommt nämlich auch vor.

 

VI

Dafür, dass die Erfahrung der Selbsttranszendenz eine Glückserfahrung sein kann und umgekehrt die Erfahrung des Glücks in der Natur, wenn sie keine Konsumerfahrung ist, eine Erfahrung der Selbsttranszendenz ist, gibt es mehrere Gründe.

Der erste ist ein bisschen zwiespältig und hat mit der Eitelkeit des Menschen zu tun. Man kann nämlich die Selbsttranszendenz auch sportlich nehmen und als bloße Herausforderung der eigenen Kompetenz betrachten. Dann geht es also darum, eventuelle Widrigkeiten zu meistern, den Berg zu bezwingen, die eigenen Grenzen zu erfahren und dergleichen mehr. Die Begegnung mit der Natur wird dabei bis zu einem gewissen Grade instrumentalisiert, um eine bestimmte Selbsterfahrung oder sogar Selbstoptimierung zu ermöglichen. Unter Umständen kann man sogar den Begriff der Selbsttranszendenz auf diese Weise missverstehen: Ich überschreite mich selbst, ich überschreite meine eigenen Grenzen, statt: etwas überschreitet mein Selbst, etwas ist größer als ich.

Dieses Glückserlebnis und dieses Motiv, in der Natur zu sein, ist, wie ich sagte, zwiespältig. Denn einerseits stimmt es ja, dass das auch für den Wanderer, sogar für den Genusswanderer, einen Teil der Motivation ausmacht: seine eigenen Fähigkeiten erfahren, praktische Probleme lösen, sich mit geringen Mitteln in der Natur einrichten, eine Landschaft mit bloßer Muskelkraft durchqueren. Auch ein bisschen Selbstheroisierung ist wahrscheinlich erlaubt. Auf der anderen Seite zeigt aber die Sprache, in der hierüber geredet wird, unter Umständen an, dass man dabei sozusagen eingesperrt bleiben kann in einem Selbstoptimierungsdenken, das eigentlich aus der Arbeitswelt und dem Leistungssport kommt. Dann stehen zum Beispiel bestimmte Premiumwanderwege auf einer To-Do-Liste, sie werden ›angegangen‹ wie Arbeitsprojekte im Unternehmen, und man beweist seine mentale Stärke, indem man sie erfolgreich meistert. Dieser ganze Jargon, diese ganze Denke kommt aus der Menschenwelt und ist eventuell geeignet, die Erfahrung der Selbsttranszendenz in der Natur zu blockieren, obwohl ja auch in dieser Denke die Selbsttranszendenz als herausfordernde Tatsache eigentlich mitgedacht und vorausgesetzt ist. Man braucht sozusagen die Natur als Quelle der Herausforderung; zuletzt geht es aber eher um das Leistungserlebnis, also um eine Steigerung des Selbst, nicht mehr um das, was das Selbst transzendiert.

 

VII

Wenn man sich jetzt mal diese etwas verzerrten Formen des Glücks in der Natur wegdenkt, nämlich den an die Natur herangetragenen Konsumanspruch und die sportliche und mentale Leistungsforderung, dann kommt man vielleicht ganz zuletzt zu einem anderen Gedanken, der eine tragfähigere, innigere Verbindung zwischen Selbsttranszendenz und Glück herstellt. Den Gedanken kann man im ersten Anlauf so formulieren, dass wir mit der Selbsttranszendenz zugleich das Aufgehobensein in der Natur erfahren. Das müssen wir aber jetzt genauer wissen, und ich sage gleich dazu, dass ich mit dem Aufgehobensein nicht das vielzitierte Einssein oder die Einsfühlung mit der Natur meine, von der sogar die Philosophen manchmal reden. Das Verhältnis ist nämlich nicht einfach eines der Geborgenheit und der Harmonie, auch wenn es diese Erfahrung gelegentlich auch geben mag. Die Erfahrung der Selbsttranszendenz besagt, dass es da etwas gibt, das uns überschreitet, das größer ist als wir und das uns nicht unbedingt braucht. Etwas, das wir nicht gemacht haben und das wir auch in seiner Eigenheit nicht kontrollieren können. Das hat zunächst einmal den Glücksaspekt, dass wir es auch nicht kontrollieren müssen. Wir sind sozusagen freigestellt von der Aufgabe, es organisieren und manipulieren und gestalten zu müssen, während wir in der Zivilisation glauben, alles gestalten zu müssen, weil wir die Zivilisation selbst gemacht haben. Dieses Freigestelltsein kann für den Kulturmenschen, der als Wanderer in die Natur kommt, schon ein Glücksmoment sein.

Zweitens kann sich dann diese Natur, die uns transzendiert, als etwas zeigen, das bereit ist, uns aufzunehmen, insoweit wir uns dort selbst als ein Naturwesen, wenn auch als ein Naturwesen mit vielen komischen Eigenschaften, blicken lassen. Das heißt: Zu jener ersten Erfahrung, dass die Natur etwas ist, das wir ruhig so sein lassen können, wie es gerade ist, gesellt sich die spiegelbildliche Erfahrung, dass die Natur uns als Naturwesen zunächst einmal so aufnimmt, wie wir da in Erscheinung treten, als ein Lebewesen neben anderen. Die Natur macht sich dann zwar bemerkbar, wir spüren also zum Beispiel die Unbequemlichkeit einiger Naturwirkungen, aber sie stößt uns nicht aus, nur weil wir aus der Zivilisation kommen. Wir werden also tatsächlich ein Teil von ihr; was nicht heißt, dass wir uns geliebt fühlen müssen, wohl aber, dass wir unter den gleichen Bedingungen wie alle anderen Lebewesen hier sein dürfen. Die Natur setzt die Regeln, und wir können das aushalten, weil wir Naturwesen sind. In diesem Sinne fühlt man sich aufgehoben in der Natur, wenn man sich abends irgendwo in Mecklenburg im Wald zum Schlafen niederlegt. Das ist eine Glückserfahrung, aber eine, in der eine bestimmte Art von Spannung erhalten bleibt. Es ist keine Harmonieerfahrung, keine pränatale oder kindliche Geborgenheit im Schoß der Natur, sondern eher eine Erfahrung der Gleichheit mit anderen Lebewesen und äußerstenfalls eine Erfahrung der Solidarität.

Sich in der Natur schlafen zu legen, womöglich ohne Zelt, und dann auch tatsächlich einzuschlafen, setzt in der Tat voraus, dass man zur Natur sagen kann: ›Ich vertraue mich Dir an.‹ Und die Natur wird darauf antworten: ›Das kannst Du tun, wenn Du die Regeln kennst und wenn Du wie alle anderen Lebewesen ein bisschen für Dich selbst sorgst. Und morgen früh, das ist Teil der Vereinbarung, wird wie jeden Tag die Sonne aufgehen und Du wirst vielleicht halbwegs ausgeschlafen sein.‹

Es ist sozusagen dieses gegenseitige Achtungsverhältnis, das man sucht und auch findet, wenn man als Wanderer in der Natur übernachtet. Und das Interessante an diesem Achtungsverhältnis ist, dass es sich von selbst einstellt und von selbst ins Gleichgewicht kommt. Anders als in der Gesellschaft müssen wir um diese Art von Anerkennung und Aufgehobensein nicht erst mit irgendwelchen Tricks kämpfen. Sondern es funktioniert hier etwas anders: Weil die Natur schon vor uns da ist und uns übersteigt, ist ein Naturwesen, das sich in ihr blicken lässt, von vornherein anerkannt, sofern es bereit ist, sich selbst als Naturwesen zu verstehen. Das scheint mir die wesentliche Glückserfahrung zu sein: Indem wir in der Natur Selbsttranszendenz erfahren, erfahren wir zugleich unser Immer-schon-anerkannt-Sein als Naturwesen. Und ein Immer-schon-anerkannt-Sein ist eben aus der Sicht des Menschen ein anderer Name für das Glück im Sinne des guten Lebens.

 

VIII

Das schließt übrigens den Konflikt mit anderen Lebewesen nicht aus. Das Reh, in dessen Habitat ich schlafe, kommt eben nicht nachts an, um friedlich an meinem Schlafsack zu knabbern, sondern es weicht mir aus, wenn es mich wittert, und wenn es mir versehentlich zu nahe kommt, kann es zum Beispiel passieren, dass es plötzlich ganz in meiner Nähe die Flucht ergreift und ich die Bodenerschütterung beim Abspringen spüre, obwohl ich das Tier in der Dunkelheit gar nicht sehe. Das ist eine seltsame und etwas beunruhigende Erfahrung, die man eben, wie manche andere akustische und optische Erfahrung, nur macht, wenn man sich tatsächlich zum Schlafen dort aufhält.

Man kann jetzt diesen Konflikt durchaus unter dem Titel ›Wildstörung‹ abhandeln. Aber wenn man das tut, hat man sich gewissermaßen selbst schon wieder aus jenem Aufgehobensein in der Natur ausgeschlossen. Dass das Reh vor dem im Wald liegenden Menschen flüchtet, den vorbeifahrenden Regionalexpress hingegen kaum eines Blickes würdigt, erinnert mich daran, dass ich eben, wenn ich mich wirklich als Lebewesen in die Natur begebe, mit allen Konsequenzen in der Natur aufgehoben bin. Die Flucht des Rehs macht mich zwar nicht glücklich und ich versuche vielleicht die Störung zu vermeiden. Aber das Ereignis ist trotzdem ein Hinweis darauf, dass das Reh mich nach seinem natürlichen Instinkt als ein potentielles Raubtier wahrnimmt und mich als solches anerkennt. Müsste ich mich als Jäger aus der Natur ernähren, könnte ich vielleicht auf die Idee kommen, das Reh zu erlegen und aufzuessen. Das wäre womöglich auch eine Form der Achtung der Natur: Als Naturwesen nehme ich meinen Platz in der Nahrungskette ein. So weit kommt es freilich nicht, da ich mich als Wanderer überwiegend von Cashewnüssen ernähre. Man sieht aber, dass dies eigentlich ein schwieriger Punkt der Argumentation ist: Das Achtungsverhältnis, das aus der Selbsttranszendenz hervorgeht, könnte für den Naturmenschen auch die Form der Panik vor dem anderen Raubtier oder die Form der Jagd und des Aufessens des Beutetiers annehmen und wäre dann immer noch Aufgehobensein in der Natur. Dagegen ist die Schonung und Beobachtung und Unterschutzstellung eine ganz andere Form der Achtung, die erst dadurch möglich wird, dass sich der Mensch die meiste Zeit in einem geschützten kulturellen Umfeld aufhält.

Das bedeutet, dass auch dieses Glückskonzept, das ich hier vorgetragen habe, an unsere zivilisatorischen Lebensbedingungen gebunden ist. Nehmen wir mal an, dieser Naturschutztag wäre eine Zeitmaschine und Sie wären die berühmten Jäger und Sammler, die nach der Eiszeit diesen Landstrich besiedelt haben: Dann hätte ich womöglich einige Mühe gehabt, Ihnen diese Idee vom Glück in der Natur verständlich zu machen. Wenn man nämlich wirklich existenziell an die Natur ausgeliefert ist, ist die Erfahrung der Natur zwar immer noch eine Erfahrung der Selbsttranszendenz, sogar die Erfahrung einer dramatischen Selbsttranszendenz, aber das Glück liegt dann vielleicht nicht unbedingt in dem bloßen Aufgehobensein in der Natur, nicht in der Erfahrung dieses Achtungsverhältnisses, sondern eher in der Bewältigung der Natur und konkret zum Beispiel im Jagderfolg, der das eigene Überleben sichert.

Das Glück, von dem ich hier gesprochen habe, ist also unser Glück, es ist die für uns als Kulturmenschen typische Möglichkeit einer Glückserfahrung als Ausnahmeerfahrung. Zumindest ist das vorläufig noch so. Wir müssen, um diese Selbsttranszendenz und als Zweites dann jenes Aufgehobensein in der Natur, jenes gegenseitige Achtungsverhältnis zu erfahren, immer erst einen bewussten Schritt nach draußen machen. Und wenn wir diesen Schritt machen, oder als Wanderer sehr viele Schritte machen, kann es immer noch sein, dass wir unsere Konsumansprüche und unseren Selbstoptimierungszwang im Gepäck mitnehmen und uns die Pointe, die das Naturerleben für uns bereithält, entgehen lassen. Aber es bleibt jedenfalls eine Glücksmöglichkeit. Und es stimmt, dass wir die schützen müssen, sogar für diejenigen, die nichts davon wissen wollen.

Das ist vorläufig alles, was ich Ihnen sagen wollte.

 

 

 

 

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